Mode und Kochen- Ein leidenschaftlicher Vergleich

AHGZ Artikel vom 04.07.2006

Seit jeher beschäftigt sich die Mode mit der Zukunft und Gestaltet in der Gegenwart. Welchen Rückschluss ziehen wir daraus? Die Top-Gastronomie versteht es die Vergangenheit zu pflegen, welche sie Tradition nennt und die Gegenwart als Trend bewertet.

Haben wir es nicht dringend notwendig, ähnlich wie die Mode sich schneller den Gegebenheiten zu stellen und selber die Zukunft zu gestalten. Denn unsere Gegenwart ist unsere Tradition in vielen Jahren. Ohne Frage, die Mode bedient sich stets an den Epochen, allerdings mit Feingefühl und der Anpassung an das Morgen. Die Zulieferindustrie, wie beispielsweise die Porzellanmanufakturen haben erst in den vergangenen Jahren begonnen, Trends schneller vorzugeben und damit den Gastronomen versucht behilflich zu sein, an dem manchmal sehr mutigen Findungsprozess einer Kreation oder eines Stils, welche eventuell von den Kritikern oder den Gästen nicht sofort verstanden wird? -oder sind es genau diese welche euphorisch applaudieren.. Ob Nouvelle Cuisine, Cuisine Vitale oder die heutige Molekularküche. Alles hervorragende Beispiele, wie sich die Zeiten ändern und dem Zeitgeist anpassen. Aber eben nur Anpassen und nicht vorhergehen. Es geht um die Interpretation, um die Darstellung sowie das Hinterfragen weshalb und warum. Die Bewegungszyklen des Modedesigns sind schnell, zu schnell um dieses Tempo unseren Gästen zumuten zu können? Die Frage bleibt offen: benötigen wir die kurzen Zyklen, den Wechsel als Routine oder ist es eben doch nur ein leidenschaftlicher Vergleich? Die Mode zumindest lebt sehr gut davon.

Jürgen W Sperber

Kolumne für Unternehmer in den W-News im Dezember 2010

KOLUMNE 1 W-NEWS 12/10

Sind wir mal ehrlich- machen Sie sich Gedanken über das was sie täglich essen? Um die Ecke wird der Döner unter €3 inklusive Getränk angeboten, in Berlin haben sich die Imbiss-Betreiber auf erschreckende €1 für diesen Snack heruntergehandelt. Ein Schweineschnitzel mit Beilagen bekommt man schon unter €5. Jeder Laie muss erkennen dass es sich bei diesen Preisen nicht um qualitativ hochwertige Lebensmittel handeln kann. Das Tier leidet, die Landwirtschaft, durch Subventionen jeder Steuerzahler, der Wirt und jeder Konsument. Durch Hormone, Chemie und Arzneimittel im Futter der hochgetunten Tiere reagieren wir mit Allergien, Übergewicht und Stressanfälligkeit.

Ich vermisse den nachhaltigen Aufschrei der Gesellschaft, der Politik, wo sind  diejenigen die gerne vor Top-Restaurants gegen Stopfleber protestieren oder das Abschlachten von Delphinen in Japan verhindern wollen aber täglich mit den billigen Tierischen Lebensmitteln sich ernähren und damit vor Ihrer Haustüre ein System unterstützen in dem das Tier nur eine Ware ist, welche mit Unterstützung vom Staat gequält werden darf. Liberal, Sozial und Christlich ist dies jedenfalls nicht.

Jeder gute Koch ist automatisch ein Tierschützer und Freund aus Selbstzweck, denn nur glücklich und artgerecht aufgewachsene Tiere können schmecken, das ist bewiesen. Ein Top-oder Gourmetrestaurant ist nichts anderes als ein Top-Unternehmen jeder anderen Branche, hochqualifiziertes Personal, teure Infrastruktur, hochwertige Rohstoffe und Innovation in der Verarbeitung, und wie man das bei anderen Erzeugnissen weiß, das Endprodukt muss teurer sein als billiger Ramsch.

Haben sie in Ihrer Kantine sich davon überzeugt ob die Lebensmittel und die Verarbeitung Ihrer innerbetrieblichen Grundsätze entsprechen und ob diese Ihren Mitarbeitern auch gut tun und nicht nur sättigend und aromatisiert schmackhaft sind? Können sie es vertreten einen Bereich in Ihrer Firma zu dulden der alledem nicht entspricht und die Krankheitstage Ihrer Belegschaft fördert?

Der Mensch ist was er isst (Ludwig Feuerbach)

Jürgen W. Sperber